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Herbert von Karajan
Herbert von Karajan

Aufnahmeklassiker – Herbert von Karajan dirigiert den Ring

Herbert von Karajan
© Siegfried Lauterwasser / DG
14.07.2016

Wagners Ring war ganz nach Karajans Geschmack. In der vierteiligen Mammut-Oper konnte er sein sinfonisches Temperament genauso zur Geltung bringen wie seine dramatischen Neigungen. Im Walkürenritt oder im Trauermarsch dirigiert Herbert von Karajan seine Berliner Philharmoniker exakt so, wie er auch die Sinfonien von Beethoven oder Brahms dirigiert hat: mit einer klanglichen Ausgewogenheit, Perfektion und emotionalen Eindringlichkeit, die seinesgleichen suchen.

Romantische Intensitäten waren eine Spezialität des Jahrhundertdirigenten. Karajan liebte sehnsuchtsvolle und leidenschaftliche Gesten in der Musik, und Richard Wagner bot ihm auf diesem Feld ein breites Spektrum von Möglichkeiten. Der Walkürenritt ist bei Herbert von Karajan von mitreißender Dynamik, im Trauermarsch beweist der Dirigent hingegen sein Feingefühl für erhabene Stimmungen und den ehrlichen Ausdruck menschlicher Schmerzempfindungen.

Opernstars des 20. Jahrhunderts: Fischer-Dieskau, Crespin und viele andere

Im Ring des Nibelungen ist alles enthalten, was das Leben interessant und gefährlich macht: Abenteuerlust, Liebe und Leidenschaft, Siege und Niederlagen, ritterliche Größe, Niedertracht, Neid und Rachsucht. Richard Wagner hat nichts ausgelassen, als er die geheimnisumwobene Geschichte um den im Rhein versunkenen Schatz und Siegfrieds Heldentaten in seine vier Meisteropern Das Rheingold, Die Walküre, Siegfried und Götterdämmerung bannte.

Mit seinen Vor- und Zwischenspielen schuf er die magische Stimmung, die nötig ist, um sich auf den phantastischen Stoff einzulassen, und das dramatische Geschehen ließ er in den handelnden Figuren lebendig werden. Herbert von Karajan wusste, wie zentral die Besetzung der Sängerposten im Ring ist, und er verwendete viel Energie darauf, die richtigen Persönlichkeiten zu finden. Mit Größen wie Dietrich Fischer-Dieskau, Régine Crespin, Helga Dernesch oder Gerhard Stolze ist sein Ring überragend besetzt.  

Beliebte eloquence-Reihe: Gelungene Neuauflage des Rings

Dietrich Fischer-Dieskau singt einen kraftvollen Wotan, und Gerhard Stolze verleiht dem Loge berührend viel Gefühl und eine leicht dämonische Note. Mit den Sopranistinnen Régine Crespin und Helga Dernesch gewinnt die Brünnhilde-Figur eine ebenso verletzliche wie entschlossene Gestalt. Brünnhilde ist eine der faszinierendsten Rollen des Rings. Sie verkörpert Unbestechlichkeit, List und Geschick, zeigt sich aber in vielen Momenten, aller Härte zum Trotz auch von einer diskret aufscheinenden weichen Seite, was man dem Gesang von Régine Crespin und Helga Dernesch anhört.

Karajans Ring, der jetzt in einer Gesamtausgabe von 14 Tonträger in der beliebten eloquence-Reihe neu erscheint, wurde in den Jahren 1966–1970 eingespielt und gilt als eine der gewichtigsten Aufnahmen des Jahrhundertdirigenten. Das Musikmagazin Audio urteilt: “Ohne Zweifel darf die Einspielung als eine von Karajans stärksten musikalischen Aussagen gelten, wobei die Wiedergabequalität auch hohen Ansprüchen gerecht wird.” Und in der Klassikmagazin Rondo heißt es: “Karajan entlockt seinen Philharmonikern über vierzehn Stunden hinweg grandiose Spannungsbögen.”

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