Das Publikum brennt schon seit Jahren nach dieser Veröffentlichung. Auf der Facebook-Seite von Deutsche Grammophon war zuletzt immer deutlicher zu spüren, wie sehnsüchtig der großen Edition von Karajans Opernaufnahmen entgegengefiebert wird. “Bitte veröffentlicht die Opernaufnahmen von Karajan”, hieß es da. Oder: “Gebt mir die Karajan-Opern-Box!”
Jetzt ist es soweit. Die Mega-Box ist erschienen, und sie bietet einen Fundus an großartiger Musik, der seinesgleichen sucht. Das Opernschaffen Herbert von Karajans ist gewaltig, und das gilt nicht allein für sein ungeheures Repertoire, sondern auch für das musikalische Niveau, das der Maestro garantierte. Karajan besaß ein feines Gespür für die Künstler. Er wusste genau, welche Sängerpersönlichkeit zu welcher Oper passte, und seine internationale Reputation gestattete ihm, auf diesem Gebiet frei walten zu können.
Für Opernstars wie Jessye Norman, Luciano Pavarotti, José Carreras, Plácido Domingo, Mirella Freni oder Lisa della Casa war es eine Ehre, mit Herbert von Karajan zusammenzuarbeiten, und so trifft man in seinen Opernaufnahmen stets auf Sängergrößen, die im Opern- und Gesangsbetrieb des 20. Jahrhunderts eine maßgebliche Rolle spielten.
Auf die Musikalität dieser Persönlichkeiten war Verlass, und für die orchestrale Perfektion sorgte der Meister selbst, der mit den Wiener Philharmonikern, den Berliner Philharmonikern oder dem Orchester der Mailänder Scala die Crème de la Crème herausragend geformter Instrumentalisten an Bord hatte. Solche Konstellationen sind einmalig, und umso wertvoller sind die Opernaufnahmen Herbert von Karajans, die ein breites musikalisches Spektrum abbilden.
Es reicht von ernsten und komischen Opern der Klassik und Romantik über Musikdramen Richard Wagners bis hin zu Komponisten des Verismo und dem Spätromantiker Richard Strauss. Mit Johann Strauss' “Die Fledermaus” und Franz Lehárs “Die lustige Witwe” griff Karajan auch beherzt auf Meisterwerke der Operette zu, und mit Glucks wichtiger Reformoper “Orpheus und Eurydike” findet sich auch ein vorklassisches Werk in seinem Repertoire.
Ein Herzstück der Ausgabe ist Wagners kompletter “Ring des Nibelungen”. Die gefeierte Aufnahme wurde seinerzeit vor allem für ihre harmonische Transparenz und klangliche Perfektion gelobt. Einen großen Raum nehmen die Opern von Mozart, Verdi und Puccini ein, von denen hier wahlweise “Die Zauberflöte” mit der jungen Karin Ott als Königin der Nacht, “Un ballo in maschera” mit Plácido Domingo in der Rolle Gustavs III. und “La Bohème” mit Mirella Freni (Mimi) und Luciano Pavarotti (Rodolfo) hervorgehoben seien. Bizets Oper “Carmen” (mit Katia Ricciarelli) darf natürlich auch nicht fehlen, und “Der Rosenkavalier” von Richard Strauss ist gleich zweimal enthalten, einmal in einer herausragenden Liveaufnahme mit Lisa della Casa als Feldmarschallin (Salzburger Festspiele, 1960) und einmal als Studioaufnahme mit der famosen Agnes Baltsa in der Rolle des Octavian (Wien: Musikverein/Großer Saal, 1982).
Insgesamt umfasst die Edition 70 CDs. Sie enthält sämtliche Opernaufnahmen, die Herbert von Karajan für die Deutsche Grammophon und Decca getätigt hat. Hinzu kommen 5 Live-Aufnahmen von den Salzburger Festspielen und als Bonus eine bedeutende Einspielung von Haydns Messe “Die Schöpfung”. Imponierend ist die editorische Gestaltung von “Karajan – The Opera Recordings”. Die Covers der Ersterscheinungen sind originalgetreu auf den CD-Hüllen abgebildet. Die edel gestaltete Box mit dem Konterfei Herbert von Karajans enthält ein über 200-seitiges Booklet. Darin: ein großer Essay des renommierten Opernkenners Jürgen Kesting, der kenntnisreich über Karajans Karriere als Operndirigent informiert, eine Chronik, die Karajans Biographie und künstlerischen Werdegang nachzeichnet, und eine Aufstellung sämtlicher Daten zu den Aufnahmen. Als Bonus: 5 Faksimiles wichtiger Aufnahmeprotokolle, die einen seltenen Einblick in den Arbeitsprozess gewähren. Mehr geht nicht!