Andrea Bocelli steht kurz davor neben seiner weltweit erfolgreichen Sängerkarriere auch Akademiker im Fach Gesang zu sein. Am Dienstag, den 22. Oktober wird ihm der akademische Titel im Musikkonservatorium Giacomo Puccini in La Spezia verliehen. Drei Tage später erscheint das Album des Star-Tenors “Love in Portofino” in Deutschland.
Bocelli, der kürzlich seinen 55. Geburtstag feierte und bereits Doktor der Rechtwissenschaften ist, muss zum Master Abschluss im Fach “Vocal Performance” noch eine letzte Hürde nehmen: Vor dem Universitätsausschuss und der Betreuerin seiner Arbeit Prof. Fulvia Bertoli wird Bocelli seine Arbeit “Der Wert und die Bedeutung des Operngesangs zum Beginn des dritten Jahrtausends” verteidigen.
Der außergewöhnliche Prüfling, der bereits auf eine über 20-jährige Karriere auf den größten Opernbühnen der Welt zurückblickt, hat einen umfangreichen Text zur Kunstform Oper und ihrer Protagonisten verfasst. Die Arbeit wird durch eine Reihe von Beträgen von Musikwissenschaftlern, Gelehrten und Kollegen wie Plácido Domingo ergänzt.
Die tiefgreifende Analyse der über 70 Seiten langen Arbeit kommt aus der Sicht von jungen angehenden Sängern und Musikhochschulen zu einem optimistischen und eindringlich ermutigenden Ausblick. Musikhochschulen, schreibt der toskanische Tenor, seien Institutionen, „die einen unschätzbaren Wert darstellen und die besonders heute unterstützt und gestärkt werden müssen.“
Andrea Bocelli, mit über 80 Millionen verkauften Tonträgern, weltweit begeistertem Publikum und gerade von einer erneut triumphalen Tournee zurückgekehrt – diesmal in Lateinamerika – beweist einmal mehr, dass er der beliebteste Sänger der Welt ist. Nichtsdestotrotz wollte er an diese persönliche Herausforderung mit Begeisterung und Bescheidenheit – Charakterzüge, die ihn bestimmen – herangehen. Diese akademische Herausforderung brachte ihn als Student in die Villa Marmori (die historische art nouveau Zentrale des Konservatoriums von La Spezia), wo er Kommilitone und Kollege seines Sohnes Amos war, der dort Klavierstudent ist.
„Der Wert und die Bedeutung des Operngesangs sind auch zu Beginn des dritten Jahrtausends intakt“, schreibt Andrea Bocelli. Seine Abhandlung schließt mit dem Fazit: „Tatsächlich hat der Gesang noch an Bedeutung und Wert gewonnen, weil er ständig der Gefahr der Oberflächlichkeit in allen Bereichen des Ausdrucks ausgesetzt ist und daher mit allen unterschiedlichen Entwicklungen umgehen kann: Der Gesang ist die Kunstform, die die Seele erhebt und einem erlaubt das Unaussprechliche auszusprechen. Operngesang ist von unschätzbarem Wert. Der Gesang ist ein Erbe der gesamten Menschheit, der sich über viele Jahrhunderte des Studiums, der verschiedenen Strömungen und Entwicklungen etabliert hat. Wie es der berühmte Leipziger Philosoph Gottfried Wilhelm Leibniz wunderbar ausdrückte „Die Musik ist eine verborgene arithmetische Übung der Seele, die dabei nicht weiß, daß sie mit Zahlen umgeht.””