Mit dem Erscheinen Benjamin Brittens in der internationalen Szene Anfang der 1930er Jahre verband sich für viele das Gefühl, der bedeutendsten Figur der englischen Musik seit Henry Purcell gewahr zu werden. Als Komponist mit vielfältigen Neigungen fand Britten in der menschlichen Stimme eine besondere Quelle der Inspiration, eine Affinität, der sich eine bemerkenswerte Fülle von Werken verdankt, von Opern wie „Peter Grimes“ und „Tod in Venedig“ über Liedzyklen wie „Serenade für Tenor, Horn und Streicher“ bis hin zum gewaltigen Chorwerk „War Requiem“. Darüber hinaus schrieb er eine große Anzahl von Werken für Orchester und Kammerensemble, darunter Symphonien, Konzerte sowie Kammer- und Solowerke.
Ökonomie und Drama
Britten, 1913 in Lowestoft, der östlichsten Küstenstadt Englands, geboren, blieb seiner von rauher und karger Landschaft geprägten Heimat ein Leben lang tief verbunden. In seinen „Four Sea Interludes“ setzte er ihr ein beeindruckendes musikalisches Denkmal – „If wind and water could write music, it would sound like Ben“, sagte Yehudi Menuhin einmal über Britten. Nach seiner Ausbildung bei Frank Bridge, der ihn mit der Musik Debussys, Bergs und Schönbergs bekannt gemacht hatte, und seinem Studium am Royal College of Music begann Benjamin Brittens professionelle Laufbahn als Komponist bei der GPO Film Unit, einer Produktionsfirma für Werbefilme. Die Arbeit mit knappen Budgets und einer aufs Nötigste beschränkten Instrumentierung wirkten nachhaltig auf seinen von Klarheit, Ökonomie und gleichwohl großer dramatischer Energie geprägten Stil.
Künstlerische Partnerschaft und Liebe zu Peter Pears
Wichtige künstlerische Partner fand Britten in dem Dichter und Dramatiker W.H. Auden, dessen Werke unter anderem die Oper „Our Hunting Fathers“ und den Liedzyklus „On this Island“ anregten, und in dem Erzähler Edward Morgan Foster, der das Libretto für die Oper „Billy Budd“ schrieb. Doch niemand spielte eine so bedeutende Rolle im Leben des Komponisten wie Peter Pears, dessen Bekanntschaft er 1937 machte. Aus der Zusammenarbeit mit dem Tenor entwickelte sich bald eine Liebesbeziehung, die bis zum Lebensende Brittens währte. Pears' Stimme inspiriert eine Reihe von Liedzyklen und Opernrollen Brittens und beide gestalteten häufig gemeinsame Liederabende. 1948 riefen sie zusammen mit dem Librettisten Eric Crozier das Aldeburgh Festival ins Leben.
Weltruhm mit „Peter Grimes“
Als überzeugter Pazifist verliess Benjamin Britten England 1939 angesichts des heraufziehenden Krieges. Mit kaum gebremster Schaffenskraft lebte und arbeitete er drei Jahre lang in den USA und Kanada. Hier entstanden die Sinfonia da Requiem, der Liedzyklus „Seven Sonnets of Michelangelo“, und sein erstes Bühnenwerk, „Paul Bunyan“. Die Entdeckung der Werke des ostenglischen Dichters George Crabbe wurde zu einem Schlüsselerlebnis für Britten, welches ihn 1942 zur Heimkehr veranlasste. Nach einem Gedicht Crabbes entstand die Oper „Peter Grimes“. Sie begründete den Weltruhm Benjamin Brittens, den der Komponist in den folgenden Dekaden bis zu seinem Tod 1976 mit weiteren Opern wie „Billy Budd” und „Gloriana“, Orchesterwerken wie „The Young Person’s Guide to the Orchestra” und Liedzyklen wie den „Songs and Proverbs of William Blake“ stetig mehrte.
100 Jahre Benjamin Britten: Decca-Jubiläumsausgaben
Anlässlich des 100. Geburtstags von Benjamin Britten präsentiert Decca mit der limitierten Edition „Britten: The Complete Works“ erstmals das Gesamtwerk des bedeutendsten englischen Komponisten des 20. Jahrhunderts. Auf 65 CDs beinhaltet sie über 100 Werke, die im Verlauf von 40 Jahren entstanden. Eine Bonus-DVD lässt Britten bei Proben und Aufnahmen lebendig werden und das 208-seitige Booklet enthält Essays und persönliche Kommentare von Weggefährten. Die Höhepunkte seines Schaffens fasst „Britten: The Masterpieces“ auf 4CDs zusammen. Unter anderem sind hier die Meisterwerke „The Young Person’s Guide to Orchestra“, „Variations on a Theme of Frank Bridge“ und die „Sea Interludes“ zu hören.