Von den 1940er Jahren bis zu seinem Tod 1976 war Benjamin Britten ohne Frage die beherrschende Figur des britischen Musiklebens. Mit “Peter Grimes” schrieb der Komponist ein mitreißendes, epochales Meisterwerk, das heute die am häufigsten gespielte abendfüllende Oper in englischer Sprache sein dürfte. Unter seinen übrigen Opern gehören “Billy Budd”, “The Turn of the Screw”, “A Midsummer Night’s Dream” und “Death in Venice” zu den bekanntesten.
An Bühnenwerken komponierte er daneben verschiedene “geistliche Parabeln” und ein Ballett; hinzu kommen zahlreiche Orchesterwerke (wobei eines der Stücke, die Britten für Kinder komponierte, “The Young Person’s Guide to the Orchestra”, mittlerweile ein Klassiker seiner Art ist), Chormusik (u.a. das “War Requiem”), Lieder, Kammermusik, einige Klavierstücke und Begleitmusiken für Filme, Theaterstücke und Rundfunkproduktionen.
Viele Texte, die er vertonte, beschäftigen sich mit dem Thema der verführten Unschuld und der Frage nach der Rolle des Außenseiters in der Gesellschaft. In Aldeburgh begründete er ein Sommerfestival, das zu einem der interessantesten und wichtigsten Musikereignisse Englands wurde. Britten trat dort regelmäßig nicht nur als Komponist in Erscheinung, sondern auch als Dirigent und Pianist – oft an der Seite seines Lebenspartners, dem Tenor Peter Pears.
Das Gesamtwerk in vier Editionen
Anlässlich des 100. Geburtstags von Benjamin Britten präsentierte Decca im Juni 2013 mit der limitierten Edition “Britten: The Complete Works” erstmals das Gesamtwerk des bedeutendsten englischen Komponisten des 20. Jahrhunderts. Auf 65 CDs beinhaltet sie über 100 Werke, die in einer 40-jährigen Laufbahn entstanden. Diese Gesamtausgabe lässt sich nun auch in den folgenden vier Einzeleditionen entdecken:
“Britten – The Complete Works for Voice” präsentiert auf 16 CDs das vollständige Vokalwerk des Komponisten, der mit seinem “War Requiem” das Oratorium neu definierte und damit zugleich ein Monument humanistischer Gesinnung schuf. Vom Lied mit intimer Klavierbegleitung über A-capella-Stücke bis hin zu großen Werken für Chor und Orchester – alle Vokalkompositionen Brittens finden sich in dieser Sammlung, darunter “A Ceremony of Carols”, “Rejoice in the Lamb” und “Hymn to the Virgin” und “Hölderlin-Fragmente”.
“Britten – The Complete Operas” widmet sich dem wohl bedeutendsten Teil von Brittens kompositorischem Erbe, den Opern. Fast alle sind heute fest im Repertoire etabliert und gelten in ihrer Gesamtheit als zentraler Beitrag zur britischen Musik des 20. Jahrhunderts. Die Sammlung beinhaltet “Paul Bunyan”, “Peter Grimes”, “The Rape of Lucretia”, “Billy Budd”, “Death in Venice” und alle anderen Opern von Benjamin Britten.
Den genialen Magier des Orchesterklangs stellt “Britten – The Complete Orchestral & Instrumental Music” auf 13 CDs vor. Ganz gleich ob er kraftvolle politische Stücke wie “Ballad of Heroes”, expressive programmatische Werke wie “Sea Interludes from Peter Grimes” oder virtuose Konzerte wie die Symphonie für Cello und Orchester schrieb, Britten zählt zu den größten Komponisten des 20. Jahrhunderts. Diese Sammlung beinhaltet neben den genannten Werken die Sinfonia da Requiem, “The Young Person’s Guide to the Orchestra”, Suite on English Folk Tunes und viele andere.
Zum ersten Mal präsentiert “Britten – The Complete Works for Stage & Screen” auf 12 CDs alle Werke, die der Komponist für Film- und Theater-Aufführungen schrieb. Britten begann seine professionelle Laufbahn bei der GPO Film Unit, einer Produktionsfirma für Werbefilme. Die Arbeit mit knappen Budgets und einer aufs Nötigste beschränkten Instrumentierung wirkten nachhaltig auf seinen von Klarheit, Ökonomie und gleichwohl großer dramatischer Energie geprägten Stil. Die Sammlung enthält Musik für Filme wie “The Tocher” und “Peace of Britain” sowie Bühnenwerke, darunter “The Beggar’s Opera” und “Curlew River”.
Der Großteil der Aufnahmen in diesen Editionen entstand unter der musikalischen Leitung von Benjamin Britten selbst, der neben eindrucksvollen Fähigkeiten als Dirigent auch als Pianist und Liedbegleiter besonderes Können unter Beweis stellte. Zu den Solisten zählen Dietrich Fischer-Dieskau, Peter Pears, Svjatoslav Richter, Gidon Kremer, Julius Katchen, András Schiff und Heinz Holliger. Es spielen das BBC Symphony Orchestra, London Symphony Orchestra, Covent Garden Orchestra und andere.