Edvard Grieg ist fraglos einer der bekanntesten Komponisten Skandinaviens und hat in seinen Werken auf einzigartige Weise Elemente der heimatlichen Volksmusik mit spätromantischen Gesten verschmolzen. Bei
Decca Classic erscheint nun ein neues Album, auf dem sich mit
Lise Davidsen und
Leif Ove Andsnes zwei der renommiertesten Künstler Norwegens dem Liedgut von
Edvard Grieg annehmen und ein farbenreiches und gefühlvolles Programm präsentieren, das ganz unterschiedliche Seiten des Komponisten hervorhebt. Das Album wird am 7. Januar veröffentlicht.
Edvard Griegs Lieder – eine Liebeserklärung an die Stimme (und seine Frau)
Edvard Grieg hat mit der Schaffung einer ganz neuen und einzigartigen Art der romantischen Musik viele Künstler nach ihm beeinflusst und seinen volkstümlich geprägten Stil mit seiner kühnen Harmonik und Satztechnik in verschiedenen Genres umgesetzt. So reicht sein Opus von Klavier- und Kammermusik bis hin zu den großen Bühnenmusiken und Orchestersuiten, darunter die eindrucksvolle “Peer Gynt”-Suite nach Henrik Ibsen.
Ein besonderes Augenmerk legte Grieg zudem auf die Komposition von Vokalmusik und wurde hier wegweisend für die moderne Volksliedbearbeitung. Dabei ging es Grieg zum einen darum, die Texte der Dichter bestmöglich musikalisch auszudeuten. Zum anderen gab es einen weiteren gewichtigen Grund für seine Liebe zum Lied. So sagte Grieg: “Ich liebte ein Mädchen mit einer wundervollen Stimme und einer genauso wundervollen Begabung als Interpretin”. Diese hieß Nina Hagerup und wurde später seine Frau, weswegen Grieg auch fast alle seine Lieder für ihre Sopranstimme komponiert hat. In seiner kleinen Form war die Gattung des Lieds für Grieg die denkbar perfekte Form, um Volksdichtung und Melodie gleichermaßen Raum zu geben. Meist schlicht gehalten, folgt die Musik in den einnehmenden Schöpfungen der Sprachmelodie und steht ganz im Dienste der Dichtung.
Mannigfaltiges Liedprogramm
Für ihr neues Album haben Lise Davidsen und Leif Ove Andsnes Lieder von Grieg ausgewählt, die den kompositorischen Reichtum, die melodische Anmut und künstlerische Reife seiner Tonsprache eindrucksvoll wiedergeben. Darunter sind etwa die 6 Lieder op. 48, betörende Liebeslieder, die durch ihre schlichte, klare, melodienreiche Sprache beeindrucken, und von erfüllter oder auch unerfüllter Liebe erzählen, oder ausgewählte Lieder aus den “6 Poems, Op.25” und den “6 Elegiac Poems, Op.59”.
Besonderer Höhepunkt und Herzstück des Albums ist mit “Haugtussa” der einzige Liederzyklus von Edvard Grieg, in dem der Komponist die Form des romantischen erzählenden Liederzyklus mit dem unverwechselbaren Charakter seines Heimatlandes durchdringt. Der Text des Zyklus stammt von dem norwegischen Schriftsteller Arne Garborg und erzählt bilderreich und voll mystischer Anklänge die Geschichte von Haugtussa, einem jungen Hirtenmädchen, und ihrer ersten Liebesbeziehung zu einem Jungen.
Tiefgründiges, leicht und betörend interpretiert
“Ich liebe die Art und Weise, wie Grieg einen sofort von etwas Tiefgründigem zu etwas scheinbar so Leichtem führen kann”, sagt Lise Davidsen und es ist eben jene Kunst, die sie selbst im Zusammenspiel mit dem Pianisten Leif Ove Andsnes auf dem neuen Album zur Perfektion führt. Mit den beiden Interpreten haben sich zwei der derzeit berühmtesten Musiker Norwegens zusammen getan, um die Musik des berühmtesten Komponisten des Landes aufzuführen – das Ergebnis ist beeindruckend und zeugt von großer Sensibilität und Individualität gleichermaßen.
“Jeder in Norwegen kennt diese Musik”, so Davidsen. Umso mehr sei es bei diesem Projekt darum gegangen, die Musik jenseits der Konventionen “nach unseren eigenen Vorstellungen zu hören und unseren Grieg-Sound zu finden”. Dieser Klang ist maßgeblich von Davidsens leuchtender und warmer Sopranstimme geprägt, die mit Fülle, großer Emotionalität und fließend zwischen den einzelnen Registern in den Bann zieht. Kraftvoll und ausdrucksstark begleitet von Leif Ove Andsnes am Klavier, der mit souveräner Technik und feiner Anschlagskultur überzeugt, begeistern die beiden als Duo mit ihrer ganz eigenen und ungemein vielschichtigen Ausdeutung der Liedwerke Griegs.