Britten und Pears auszusprechen, hört sich zwar an wie Britney Spears, doch dann ist Schluss mit den Gemeinsamkeiten. Dass der Komponist auch wunderbar dirigierte und am Klavier mehr als seinen Mann stand, ruft eine neue sechsteilige Serie in Erinnerung.
Gidon Kremer versammelte seine Jünger im burgenländischen Lockenhaus, Koussewitzky verlegte die Proben ins ebenfalls ländliche Tanglewood. Nicht erst mit dem Schleswig-Holstein Musik Festival machte man in der internationalen Musikwelt die Entdeckung, wie reizvoll sich Kühe und Klassik vertragen. 1948 rief Benjamin Britten das Aldeburgh Festival ins Leben. Inmitten von Suffolks Wiesen und Cottages sollte das Festival auch programmatisch im englischen Leben fest verankert sein: Man förderte den musikalischen Nachwuchs und lud gleichzeitig hochrangige Künstler aus aller Welt ein. Im Zentrum stand bis in die Siebzigerjahre Benjamin Britten selbst: als Programmdirektor, selbstverständlich als Komponist viele seiner Instrumentalwerke wurden in Aldeburgh uraufgeführt -, aber vor allem auch als Dirigent und enthusiastischer, vorzüglicher Pianist. Wer das in Deutschland etwas aus den Ohren verloren hat, kann dem Dirigenten und Pianisten Britten jetzt in einer sechsteiligen CD-Serie der Decca neu begegnen. “Britten in Aldeburgh” macht um ersten Mal historische Aufnahmen aus den Archiven der BBC und den umfangreichen Decca-Beständen zugänglich. Allesamt historische Aufnahmen, die einem intensiven einfühlsamen Remastering unterzogen wurden.
Britten in Aldeburgh, das hieß Konzerte mit Freunden: Seinen Lehrer Frank Bridge fand er immer unterschätzt, in Aldeburgh wurde er gespielt. Die Zusammenarbeit mit dem Pianisten Svjatoslav Richter führte beim ersten Besuch Richters, 1964, zu einer spontan arrangierten Aufnahmesession mit Schubert-Variationen, der in den folgenden Jahren weitere, diesmal durchaus geplant und geprobt, folgten. Die Begegnung mit dem Dichter W. H. Auden regte Britten zu zahlreichen Vertonungen an und war letztendlich ausschlaggebend, dass Britten mit seinem Lebenspartner, dem Tenor Peter Pears, während der Kriegsjahre in die USA ausgewandert war.
Mit Pears in zwei großen Mozart-Konzertarien und neben Janet Baker in Purcells “Celebrating this Festival”, mit Kompositionen von Bridge und Schostakowitsch, mit Rostropovitsch und Vischnewskaja die 6-CD-Serie verdeutlicht: Benjamin Britten war in Aldeburgh die Kristallisationsfigur für ein ganzes Geflecht künstlerischer Beziehungen. Was dabei auf der grünen Wiese entstand, hat mit Vogelgezwitscher und Kuhgebrüll wenig, dafür viel mit höchster musikalischer Vollendung zu tun.