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Jean-Yves Thibaudet
Jean-Yves Thibaudet

Flotte Franzosen

24.04.2003

Mit einer 5-CD-Box ehrt der stets gut gekleidete Jean-Yves Thibaudet seinen ebenso legendären wie skurrilen Landsmann Erik Satie.

Wenn es nach den Frauenmagazinen ginge, könnte er auch Dressman sein. Die “Madame” etwa schrieb über Jean-Yves Thibaudet, dass “Piano-Freaks den eleganten, stets topmodisch gekleideten Globetrotter mit Wohnsitz in Los Angeles und Zweitwohnsitz in Paris an seinen strahlenden Klangfarben, vor allem bei Ravel und Debussy” erkennen. Doch Thibaudets Liebe gilt nicht dem Laufsteg, sondern dem Klavier. Auch wenn Fashion victims bei Auftritten des Deutsch-Franzosen-Amerikaners stets einiges zu entdecken haben, gibt es doch in erster Linie viel zu hören.

 

Vor allem Musik des 20. Jahrhunderts. Zum Beispiel Satie. Der skurrile Franzose wusste immer wieder – wie sein Interpret Thibaudet – zu provozieren, wie etwa mit seiner “Sonatine bureaucratique”, die eine Sonate von Muzio Clementi aufs Korn nimmt, mit der pedantische Klavierlehrer um die letzte Jahrhundertwende ihre Schüler in den Wahnsinn zu treiben pflegten. Oder aber, wenn er zu einem aus mageren 180 Noten bestehenden Klavierstück die Anweisung schrieb, man möge es 840-mal wiederholen.

 

Einen ersten Eindruck von dem, was uns Thibaudet – anerkannter Spezialist in Sachen französischer Klaviermusik – nun präsentiert, konnte man bereits auf seinem ersten Satie-Album “The Magic of Satie” gewinnen, gewissermaßen dem Appetithappen zur jetzt erschienenen Box. “Am liebsten spielt Jean-Yves Thibaudet kreuzüber: Jazz und Klassik. Klar, dass ihm da auch der Exzentriker Satie liegt. Mit viel Eleganz und Ironie entfaltet der 40-jährige Pianist den skurrilen Zauber der Satie-Späßchen.”, las man im Fachmagazin “Audio”. “Focus” fabulierte: “Satierisch gut: So hip wie der französische Komponist Erik Satie (1866 bis 1925) ist derzeit wohl kein Tonsetzer. […] Saties impressionistische Phantasie- und Albtraumwelten hat der französische Pianist Jean-Yves Thibaudet interpretiert. Dynamisch, hypnotisch, delirierend. Schlafwandler werden ihre Freude daran haben.”

 

Und wie es sich für eine ernstzunehmende Werkschau gehört, gibt es auch bei Thibaudets Satie – ganz nebenbei bemerkt: zum günstigen Preis – einiges als Weltersteinspielung zu entdecken, vor allem jene Stücke vor 1900, mit denen sich Satie noch auf dem Weg zu seinem musikalischen Selbst befand. Aber wer genau hinhört, entdeckt auch hier bereits den augenzwinkernden Spaßvogel, der getreu der Devise Verdis komponierte: “Tutto nel mondo è burla!” – alles ist Spaß auf Erden.

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