Am besten ist noch immer das Original, die Aufnahme, die beispielsweise schon zu Zeiten der Langspielplatte die Gemüter bewegte. So wie Sir George Soltis Einspielung von Wagners “Ring” Ende der 1950er mit dem Wiener Philharmonikern. Oder wie das inzwischen legendäre Konzert der drei Jahrhundertsänger/innen Luciano Pavarotti, Joan Sutherland und Marylin Horne im New Yorker Lincoln Center anno 1981. Beide Aufnahmen gehören zu den aktuellen Schwerpunkten der Klassiker-Serie The Originals, zusammen mit Soltis “Zauberflöte” und dem wunderbaren Album mit Händel-Klassikern und der jungen Anne Sofie von Otter.
Der “Ring” ist die Kür jedes Dirigenten. Richard Wagners gewaltiges Musikdrama stellt vom zeitlichen Ausmaß bis zur Feindifferenzierung der Dynamik Ansprüche, die man nur mit langer Erfahrung einzulösen vermag. Sir George Solti war 46 Jahre alt, als er sich 1958 mit den Wiener Philharmonikern vor die Mikrofone stellte, um mit “Das Rheingold” seinen “Ring”-Zyklus zu beginnen. Es wurde eine legendäre Einspielung, die erste Studio-Stereo-Aufnahme überhaupt, die von der Opern-Tetralogie gewagt wurde. Das Abenteuer bestand allerdings nicht nur darin, ein komplexes Werk mit den größten Sängern der damaligen Klassikwelt von Birgit Nielsen bis Hans Hotter zu koordinieren. Es war darüber hinaus eine Pioniertat, denn niemand hatte die Erfahrung, wie man ein szenisches Geschehen möglichst wirkungsvoll mit den Möglichkeiten der Stereophonie festhalten konnte. Es wurde daher etwa mit Mikrofonaufstellungen, überhaupt mit Klang im Raum experimentiert. Da sowohl Solti als auch sein Tontechniker John Culshaw Wagners Vorstellungen klanglich möglichst nahe kommen wollten, wurden keine Mühen gescheut, etwa Ambosse auf die (Hör)Bühne zu hieven oder Drachen zu simulieren.
Das “Rheingold” dieser Wagner-Odyssee ist nun im Rahmen von The Originals wieder auf CD erhältlich und längst eben so ein Klassiker wie die berühmte Interpretation der “Zauberflöte”. Soltis erste Gesamtaufnahme von Mozarts Oper entstand 1969 mit den Wiener Philharmonikern und dokumentiert ein exquisites Ensemble mit einigen der besten Mozart-Sängern diese Ära. Dazu gehörten unter anderem Pilar Lorengar (Pamina), Christina Deutekom (Königin der Nacht), Martti Talvela (Sarastro), Dietrich Fischer-Dieskau (Sprecher) und der umjubelte Hermann Prey in seiner Paraderolle des Papageno. Diese Aufnahme ist ein Schmuckstück jeder Klassik-Sammlung und erscheint das erste Mal auf Midprice in der Serie The Originals.
Sie ist aber nicht der einzige Höhepunkt des Programms. Im Jahr 1981 sangenLuciano Pavarotti, Joan Sutherland und Marylin Horne unter der Leitung von Richard Bonynge ein legendäres Konzert im New Yorker Lincoln Center. Es wurde einige Monate später als Doppel-LP veröffentlicht, avancierte zum Kassenschlager und erscheint erstmalig in kompletter LP-Länge auf einer Doppel-CD in der Serie The Originals. Die drei Stimmkünstler befanden sich damals auf dem Höhepunkt ihrer Karrieren und begeisterten die Konzertbesucher mit famosen Koloraturen und hinreißenden Arien. Es war ein faszinierendes Konzertprogramm mit einer Mischung aus bekannten Melodien wie Puccinis Tenor-Hymne “Che gelida manina” aus “La Bohème” und Raritäten wie dem Terzett “Solingo, errante e misero” aus Verdis “Ernani” oder Bellinis “Agiol di pace” aus Rossinis “Beatrice di Tenda”, die als Zugabe am Ende des Abend präsentiert wurden und auch der Doppel-CD abrunden.
Stehende Ovationen – die es übrigens auch beim Händel-Festival 1988 in Göttingen gab, als John Eliot Gardiner dort mit seinen English Baroque Solists gastierte. Er hatte außerdem ein herausragendes Ensemble der Alten Musik mit heutigen Stars der Szene wie Anne Sofie von Otter, Michael Chance and Lynne Dawson an seiner Seite, so dass seine inspirierte Aufführung des Oratoriums zu den Sternstunden der Barockmusik auf CD zählt, die nun ebenfalls im Rahmen der Serie The Originals verfügbar ist.