Was für eine Pracht! Bereits Ludwig XIII hatte in Versailles, einem Vorort von Paris ein Jagdschloss bauen lassen, um sich dort von den Strapazen des Regierens zu erholen. Aber erst sein Sohn Ludwig XIV machte daraus jene legendäre, zu Architektur gewordene Repräsentation des Absolutismus, die spätestens mit dem Umzug des Sonnenkönigs und seines Hofstaates nach Versailles 1682 zum Inbegriff barocker Größe wurde. Berühmt und bis heute unerreicht in seinem Ebenmaß des Prunks ist dabei der Spiegelsaal, der als Treffpunkt des höfischen Lebens diente. Kaum weniger reich ausgestaltet, sind aber auch die übrigen Säle des Schlosses von Versailles.
„Mission“ auf barocker Bühne
Für den barocken Menschen war das Leben ein Spiel, ein Teil jenes Welttheaters, in dem jeder seine Rolle zugewiesen bekam. Agostino Steffani war einer dieser Akteure mit einer besseren Rolle als viele seiner Zeitgenossen. Er war Musiker und Komponist, Diplomat und Agent, gegen Ende seines Lebens sogar Bischof und apostolischer Vikar im Dienste der katholischen Bewegung in Norddeutschland. Aufgrund dieser verwirrenden Vielfalt der Aufgaben wurde er über Jahrhunderte hinweg von der musikwissenschaftlichen Forschung übergangen, bis sich die Römische Mezzosopranistin Cecilia Bartoli für sein Werk einsetzte und ihm mit „Mission“ ein eigenes Album widmete.
Ein musikalischer Rundgang
Um Agostino Steffanis Musik möglichst passend in Szene zu setzen, beschloss Cecilia Batoli, nach Versailles zu reisen, um dort in den Sälen des Schlosses den Geist der Vergangenheit spürbar zu machen. Auf der einen Seite steht die wunderbare Musik, gespielt und gesungen von dem Kammerorchester I Barocchisti, dem Coro della Radiotelevisione svizzera und dem mitreißenden Countertenor Philippe Jaroussky, auf der anderen der Regisseur Olivier Simonnet, dem es mit seinem Team gelungen ist, das barocke Wechselspiel von Intimität und Repräsentation perfekt einzufangen.
So ist die DVD und Blu-ray „Mission“ mehr als ein bebilderter Appendix des vor wenigen Wochen erschienenen gleichnamigen Albums. Sie ist vielmehr die Fortsetzung des Projektes mit den Möglichkeiten des Musikfilms, der mit großer Sorgfalt am dem roten Faden einer fingierten Handlung um den von Franck Delage gespielten Agostino Steffani entlang die Musik eines barocken Multitalents im passenden gestalterischen Rahmen nachvollzieht – und das Cecilia Bartoli durch Erfolg und Emphase des Projektes darin bestärkt, auch weiterhin so unkonventionelle Wege zu gehen wie mit „Mission“.