Cecilia Bartoli beeindruckt neben ihrer einzigartigen Stimme durch ihr besonderes Talent, künstlerischen Esprit mit konzeptionellem Erfindungsreichtum zu verbinden. In Salzburg kann sie sich in jeder Hinsicht voll entfalten. Die Übernahme der künstlerischen Leitung der Salzburger Pfingstfestspiele erscheint daher wie eine sinnstiftende Fügung.
Bestens besetzt
Bereits bei der Uraufführung im Jahre 1724 standen die besten Sänger der damaligen Zeit auf der Bühne, um Händels Oper rund um das Leben, Lieben und Wirken von Julius Cäsar musikalisch in Szene zu setzen. Die Oper böte “Schönheit aller Art im Überfluss”, konstatierten bereits damals die Kritiker. Die Sopranistin Francesca Cuzzoni, die für ihr großes Temperament bekannt war, war für Georg Friedrich Händel zur Entstehungszeit seiner Oper für die Rolle der Kleopatra wie geschaffen. Knapp 300 Jahre später steht Cecilia Bartoli ihrer italienischen Vorgängerin in Nichts nach. Ihre leidenschaftliche Interpretation von Händels virtuosen Arien und ihr ausdrucksstarkes Spiel auf der Bühne, machten die Salzburger Inszenierung sowohl 2012 bei den Salzburger Pfingstfestspielen, als auch ganz aktuell auf DVD, zu einem aufregenden Opern-Erlebnis.
Die Produktion ist allein schon durch die hochkarätige Besetzung ein Fest für jeden Opernliebhaber: Neben Cecilia Bartoli sind die Mezzosopranistin Anne Sofie von Otter, der Countertenor Philippe Jaroussky und der Countertenor Andreas Scholl, der in der Hauptrolle als Julius Cäsar glänzt, mit von der Partie. Das Ensemble Il Giardino Armonico begleitet die hochkarätigen Solisten unter der Leitung von Giovanni Antonini.
Zeitlose Extravaganz
Die Liebesgeschichte von Julius Cäsar und Kleopatra im Jahr 48 vor Christus ist bis heute eine der bewegendsten Romanzen der Weltgeschichte. In Händels Arien kommt das ganze Spektrum menschlicher Gefühle zum Ausdruck, von leichtfertiger Koketterie und flirtivem Werben bis hin zu echter, leidenschaftlicher Liebe, an deren Faszination sich in den letzten 300 Jahren nichts geändert hat.
Die Inszenierung von Moshe Leiser und Patrice Caurier transportiert die Handlung geschickt ins Hier und Jetzt und verknüpft Giacomo Francesco Bussanis Libretto von 1677 über die emotionale zwischenmenschliche Ebene hinaus mit der Weltpolitik des 21. Jahrhunderts. Dabei begeistert die Produktion mit einer extravaganten, modernen Ästethik.
In “Da tempesto il legno infranto” brilliert Cecilia Bartoli mit federleichten Koloraturen im schlichten schwarzen Kleid, während sie eine Lichterkette schwingt, mit “Caro! Bella!” bezaubert sie im Duett mit Andreas Scholl als verliebte ägyptische Königin im goldenen Gewand und während der letzten lyrischen Klänge von “V’adoro pupille” entschwindet sie mit blondem Lockenkopf im silberfunkelnden Kostüm auf einer Rakete in die Lüfte.
In diesem Jahr singt Cecilia Bartoli ab dem 13. Mai bei den Salzburger Pfingstfestspielen unter der musikalischen Leitung von Gustavo Dudamel die Maria in einer Inszenierung von Leonard Bernsteins "West Side Story" und macht damit wieder einmal deutlich, wie vielseitig sie ist.