Luciano Pavarotti hatte dieses besondere Etwas. Genau beschreiben lässt es sich nicht, aber es war eine Mischung aus technischer Perfektion, innerer Überzeugungskraft und natürlichem Humor, die die bekannten Arien anders, überzeugender klingen ließ, wenn er sie anstimmte. Vor wenigen Wochen starb mit ihm einer der größten Tenöre der vergangenen Jahrzehnte und die DVD-Box “The Three Concerts” lässt nun noch einmal Revue passieren, welch großes Spektrum an Ausdruckskraft der Mann aus Modena abzudecken verstand.
Denn es sind drei sehr unterschiedliche Konzerte, eines im New Yorker Central Parc, eines in seiner Heimatstadt und eines im Recital mit James Levine am Klavier, ergänzt um eine ausführlichen Fernsehdokumentation über Pavarotti und die Tradition des Singens in Italien. Das persönlichste Dokument ist sicherlich das Recital am Metropolitan Opera House, auch wenn Luciano Pavarotti den Abend in den späten Achtzigern mit ein paar Tausend New Yorkern teilte. Denn zum einen bekam seine Stimme im Verbund mit dem Klavier eine sensiblere Strahlkraft als sie sie haben musste, wenn er auf den großen Bühnen mit Orchester sang. Das Repertoire, Mozart, Bellini, Respighi und Co, konnte feinfühliger, subtiler präsentiert werden und die umsichtige Kamera von Opernfilm-Spezialist Brian Large tat ihr Übriges dazu, den besonderen Reiz dieser Situation einzufangen, ohne den Künstler allzu dicht auf die Pelle zu rücken. Tatsächlich wird sehr genau deutlich, welch immense Kontrolle Pavarotti über seine Stimme besaß, dieses gezielte, kraftschöpfende Atmen, diese Klarheit der Linienführung, die raffinierte Diktion, das darstellerische Talent selbst ohne den Pomp der Kostüme – das und noch vieles mehr wurde mit den Bildern und Tönen des New Yorker Recitals kongenial eingefangen, wobei sich zudem Dirigent James Levine als ausgezeichneter Begleiter des Tenors empfahl. Abgerundet schließlich wird die DVD durch eine wenige Jahre später entstandene Dokumentation, die Pavarotti in seiner norditalienischen Heimat portraitierte und ihn als singulären Künstler, aber auch als Kind seiner Region vorstellte, der von Vater Fernando, selbst ein respektabler Tenor, bis hin zur vorbildlichen Musikpädagogik der Reggio Emilia eine Unterstützung erfuhr, die seine Karriere erst möglich machte.
Und so ließ sich auch die Dankbarkeit des Künstlers auf der einen und der Stolz der kulturellen Würdenträger in seiner Heimat auf der anderen Seite erklären, die durch die Aufzeichnungen des “30th Anniversary Gala Concert” hindurch scheint, das die zweite DVD der Pavarotti-Box umfasst. Man hatte anno 1991, eben drei Jahrzehnte nach den Durchbruch des Künstler bei einem regionalen Wettbewerb, den Tenor eingeladen, eine große Show am Teatro Valli zu singen. Tatsächlich wurde es ein großer, weil überschwänglich emotionaler Abend mit Melodien von Puccini bis Verdi, der den Stargast, aber auch das Orchestra del Teatro Comunale di Bologna unter der Leitung von Leone Magiera und Maurizio Benini ebenso wie die weiteren Solisten von June Anderson bis Piero Cappuccilli über sich hinaus wachsen ließ. Das Mega-Event aber fand am 23.Juni 1993 in New York statt. Diesmal waren Luciano Pavarotti und die Musiker der New Yorker Philharmoniker, ebenfalls unter der Leitung von Leone Magiera, angetreten, um im Central Parc gemeinsam die neue amerikanische Lust an den Opernmelodien zu feiern (in Italien war sie ja nie verloren gegangen). Und es kamen ein halbe Million Gleichgesinnter, die diesen Abend zu einem unvergleichlichen Erlebnis werden ließen. Alle drei Gesichter des Künstlers sind nun auf der DVD-Box “The Three Concerts” in bestem Surround-Sound (wahlweise PCM Stereo) zu erleben. Ein posthumes Hoch auf den König des Gesangs!