Die Stimme ist ihm geschenkt worden. Alles andere musste er sich hart erarbeiten. Luciano Pavarotti wuchs in beengten Verhältnissen auf. Mit seinen Eltern und seiner Schwester teilte er sich eine 2-Zimmerwohnung. Zunächst wollte er Lehrer werden. Und tatsächlich studierte er Pädagogik und unterrichtete zwei Jahre lang an einer Volksschule in seiner Heimatstadt Modena. Die ersten Gesangserfahrungen sammelte er im Chor von Modena, in dem auch sein Vater als Tenor sang. Sein Talent war schnell entdeckt, und im Jahr 1956 entschied sich Pavarotti, Sänger zu werden.
Des Volkes Stimme
Pavarotti sang am Anfang seiner Karriere einen zarten lyrischen Tenor. Im Laufe der Jahre prägte seine Stimme jedoch dramatischere Möglichkeiten aus, bis hin zu veristischen Opern, wie sie von Puccini oder Mascagni komponiert wurden. Veristische Opern sind durch einen besonderen Realitätsanspruch gekennzeichnet. Sie suchen die Gefühlslage des einfachen Volkes zu erfassen und sind durchdrungen von weitgespannter, dramatischer Melodik. Pavarotti, selbst ein Mann aus dem einfachen Volk, verstand aufs Genaueste, worum es in dieser Kunst ging. Er sang aus dem Geiste des einfachen Volkes und löste den Anspruch dieser Komponisten, das Leben ungeschminkt, direkt und dramatisch darzustellen, wie kein anderer ein.
Silberne Brillanz
Die Einzigartigkeit von Pavarottis Gesangskunst bestand, so Jürgen Kesting, in der “silbernen Brillanz”, der “offenen Tongebung” und der dennoch “metallisch durchschlagenden und vergleichsweise voluminösen Stimme” des Italieners. Im Gesang von Luciano Pavarotti verbanden sich das Lyrische und das Kraftvolle zu einer erregenden Synthese.
Medialer Superstar
Seine spätere Laufbahn sprengte alle Dimensionen eines Opernsängers. Pavarotti konnte ganze Stadien und den Hyde Park füllen. Dabei war es nicht allein der Schmelz seiner ungewöhnlichen Stimme, der ihm diesen Erfolg eintrug. Hinzu kam sein unkonventioneller, dem einfachen Volk verbundener, extrovertierter Charakter, der die Trennung von ernster und Unterhaltungsmusik für ihn völlig unmöglich machte. Pavarotti ließ sich von Popkünstlern inspirieren. Er arbeitete mit Bono von U2, mit Eric Clapton und mit Sting zusammen. Es gelang ihm, die Oper aus der kulturellen Isolation herauszuholen und dem Publikum zurückzubringen, das regelrecht süchtig nach seinen Auftritten war und bis heute sehnsüchtig jede neue Veröffentlichung mit Pavarotti-Aufnahmen erwartet.
DVD mit den wichtigsten Stationen
“A Voice for the Ages” zeichnet ein eindrucksvolles Bild dieses Künstlerlebens und ist ein Muss für Pavarotti-Liebhaber und Opernfreunde überhaupt. Darüber hinaus dürfte die DVD, die Dokumentationen, Features und Konzertmitschnitte des Startenors enthält, auch für Medieninteressierte von Bedeutung sein. Pavarotti war ein öffentliches Phänomen, und die enge Verbindung, die Opernsänger und Publikum jenseits der Opernbühne eingehen können, lassen sich bei kaum einem anderen Opernsänger so gut studieren wie bei ihm.
Zusammengestellt hat die DVD der Regisseur John Walker, der klugerweise auch Pavarottis Debüt in Puccinis “La Bohème” mit in die Sammlung aufgenommen hat, so dass man den Sänger am Anfang seiner Karriere betrachten kann. Darüber hinaus befinden sich u.a. das Erfolgsstück “Miss Sarjevo” mit dem Rockstar Bono, “Panis Angelicus” mit Sting sowie viele andere Hits Pavarottis auf der DVD. Abgerundet wird die gelungene Zusammenstellung mit einem 89-minütigen Konzertmitschnitt Pavarottis in Barcelona (1989).