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Renata Tebaldi
Renata Tebaldi

Engel auf Erden

Renata Tebaldi © DECCA
Decca
06.01.2010

Als Renata Tebaldi im Dezember 2004 im stolzen Alter von 82 Jahren in ihrem Haus in San Marino starb, waren die alten Rivalitäten längst Geschichte. Damals aber in den Sechzigern freute sich die Regenbogenpresse über die publikumswirksamen Streitereien, die sie mit Maria Callas um den ersten Platz am Divenhimmel austrug. Da wurden wahre ästhetische Grabenkämpfe ausgetragen, obwohl eigentlich bereits hätte klar sein müssen, dass beide Sängerinnen auch ohne diese Konkurrenz zu den unangefochtenen Koryphäen ihres Fachs gehörten. Renata Tebaldi jedenfalls, die „Engelsstimme“, wie sie von ihren Fans genannt wurde, gilt bis heute als eine der größten Interpretinnen des italienischen Repertoires schlechthin. Und deshalb fasst die Decca anlässlich des 5.Todestages der Künstlerin vieler ihrer schönsten Aufnahmen auf einer exklusiven und limitierten Doppel-CD unter dem Titel „Renata Tebaldi – Voce d’Angelo“ zusammen. Ein akustisches Schmuckkästchen für Opernfans.

Renata Tebaldi stammte aus Pesaro, wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf, schaffte es aber trotzdem, an das Konservatorium von Parma aufgenommen zu werden. Sie begann ein Musikstudium, zunächst als Pianistin, wechselte aber bald zum Gesang. Ihren ersten öffentlichen Auftritt auf der Opern-Bühne hatte die Newcomerin 1944 am Teatro Municipale von Rovigo in der Rolle der Helena in “Mefistopheles” von Arrigo Boito. Es war ein vorsichtiger Startschuss der Karriere, der immerhin dazu führte, dass man sie im selben Jahr bereits in Parma und Triest („Otello“, Verdi) auf der Bühne erleben konnte. Nach dem Zweiten Weltkrieg kam ihr das Glück zu Hilfe. Der Dirigent Arturo Toscanini wurde auf sie aufmerksam und begann, die Karriere der jungen Sängerin zu fördern. Er engagierte Renata Tebaldi 1946 an die Mailänder Scala, wo sie noch im selben Jahr mit großem Erfolg an dem von ihm dirigierten Konzert zur Wiedereröffnung des Hauses mit der Solopartie in Verdis „Requiem“ brillierte.

Von der Scala aus war es für die junge Sopranistin ein Kinderspiel, die übrigen großen Bühnen der Opernwelt für sich zu gewinnen. Tebaldi avancierte zu einem der Stars in Mailand, sang dort von 1949 bis 1960 mit Unterbrechungen und ging mit dem Ensemble des Hauses außerdem auf Tournee. Anno 1950 gastierte sie mit der Scala-“Aida“ an der New Yorker Metropolitan Opera, woraus sich einen enge und glamouröse Zusammenarbeit entwickelte. Man buchte sie auf Festivals wie den Maggio Musicale von Florenz und als sie 1955 eine eindrucksvolle Desdemona in Verdis „Otello“ an der Oper von San Francisco und der Metropolitan Opera präsentierte, gelang ihr endgültig der internationalen Durchbruch. Renata Tebaldi wurde zum Star der New Yorker Bühnen. Während der 18 Jahre, in denen sie fest zum Ensemble der Metropolitan Opera gehörte, sang sie rekordverdächtig in 210 Vorstellungen und sehr unterschiedliche Rollen von der Mimi in “La Bohème” bis zu Titelpartie in „Manon Lescaut“. Im Jahr 1973 bereits zog sie sich aus der Öffentlichkeit zurück, in einer Zeit, in der übrigens auch der Stern ihrer Konkurrentin auf den Bühne zu verblassen begann.

Die großen Aufnahmen, die sie für die Decca während der Glanzzeit in New York und auf den anderen großen Bühnen verwirklichte, blieben jedoch erhalten. So ist die Edel-Edition „Renata Tebaldi – Voce d’Angelo“, die sie mit ihren beliebtesten Sopran-Arien von Verdis „La Traviata“, „Otello“ und „Don Carlo“ über Boitos „Mefistofele“ und Catalanis „La Wally“ bis hin zu den Glanzpartien in Puccini-Opern wie „Madame Butterfly“, „Turandot“, „La Fanciulla del West“ und „La Bohème“ ein besonderes Kompendium bühnentheatralischer Meisterstücke, die in den Jahren 1949 bis 1968 festgehalten wurden. “Voce d’Angelo” erscheint mit einem luxuriösen 68seitigen Booklet der kompletten Decca-Diskografie sowie unveröffentlichten Fotos und dokumentiert damit nicht nur die Kunst einer der größten Sopranistinnen des vergangenen Jahrhunderts, sondern auch zwei Dekaden Opern- und Kulturgeschichte mit den besten Orchestern und Ensembles der Ära. Eine gute Gelegenheit, die Engelsstimme wieder oder neu zu entdecken!

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