Wo findet man als Künstlerin Inspiration, wenn man bereits alles erreicht hat? Renée Fleming ist eine der außergewöhnlichsten Sopranistinnen unserer Zeit und ein international gefeierter Opernstar. Sie stand bereits auf allen großen Bühnen der Welt und wurde für ihre Aufnahmen mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Nach drei Jahren kreativer Schaffenspause hat die Sängerin nun die skandinavischen Klangwelten für sich entdeckt und ist dort stimmlich ganz in ihrem Element. “Distant Light” ist ein in sich durch und durch stimmiges Meisterwerk mit soghafter Wirkung.
Ihre musikalische Reise nach Nordeuropa startet Renée Fleming vom amerikanischen Süden aus. Samuel Barbers “Knoxville: Summer of 1915, Op.24” ist ein in sich geschlossener musikalischer Mikrokosmos, der von einem Gedicht des amerikanischen Schriftstellers James Agee inspiriert wurde – Samuel Barber selbst bezeichnete sein Werk aus dem Jahr 1948 als “lyrische Rhapsodie”. Träumerisch und idyllisch sind die Klänge, mit denen Barber den Sommerabend in Knoxville, Tennessee skizziert. Renée Flemings Stimme transportiert mit betörender Intensität die Wärme, die der Musik inne wohnt.
Mit Anders Hillborgs komplexem Werk “The Strand Settings” macht sich die Sopranistin gemeinsam mit dem Royal Stockholm Philharmonic Orchestra unter der Leitung von Sakari Oramo auf den Weg, um neue musikalische Welten zu erkunden. Hillborg hat als einer der bedeutendsten schwedischen Komponisten eine enge Verbindung zu dem Stockholmer Orchester und seinem Chefdirigenten und hat seinen vierteiligen Zyklus der amerikanischen Sopranistin und dem Klangkörper auf den Leib geschrieben. Der Albumtitel “Distant Light” ist ein Zitat aus einem Lied. Die einzelnen Zyklus-Teile mit Titeln “Black Sea” oder “Dark Harbour” verströmen eine geheimnisvolle und melancholische Grundstimmung, aus der Renée Flemings Stimme immer wieder hell und leicht emporsteigt.
Um das Album perfekt abzurunden, hat Renée Fleming einige Songs der isländischen Sängerin Björk aufgenommen, die ihr persönlich am Herzen liegen. Der schwedische Arrangeur Hans Ek hat die handverlesenen Songs für die amerikanische Sopranistin neu orchestriert. So ergänzen die poetischen kleinformatigen Werke wie flirrende Polarlichter das weite Spektrum der Klangfarben, dem man auf dem Album begegnet. In den faszinierenden und atmosphärischen Aufnahmen kann sich Renée Flemings Stimme noch einmal glänzend entfalten.