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Perspektiven für Geige und Orchester – Das neue Album von Hilary Hahn

Hilary Hahn © Peter Miller
12.01.2011
Denn es gibt immer etwas zu entdecken, besonders für jemanden, der wie Hilary Hahn seinen internationalen Einstand mit Bachs Solo-Partiten gewagt hatte und sich seitdem mit faszinierender Kontinuität weiter entwickelt. Manches liegt dabei auch in der Vergangenheit begründet. Denn das „Violin Concerto“ von Jennifer Higdon ist genau genommen erst dadurch entstanden, dass die Komponistin und die Solistin sich an die gemeinsamen Zeiten am Curtis Institute of Music in Philadelphia erinnerten, als die eine gerade dabei war, der anderen den Weg in die musikalische Zukunft zu weisen. „Als ich 16 Jahre alt war“, meint Hilary Hahn, „war die Komponistin Jennifer Hidgon meine ideenreiche, inspirierende Lehrerin für Musikgeschichte des 20.Jahrhunderts am Curtis Institute of Music in Philadelphia. Sie war im Begriff, eine der am häufigsten aufgeführten Komponistinnen in Amerika zu werden. Ein paar Jahre nach meinem Abschluss nahm ich an der Premiere von Dark Wood teil, Jennifers Fagottquartett. Es lief so gut, dass wir anfingen, über eine Zusammenarbeit für eine neue Violinsonate oder ein neues Violinkonzert zu reden. Aber wir waren beide zu beschäftigt, und die Jahre vergingen“.

Aber schließlich liefen sich die beiden doch wieder über den Weg und es wurde der Beschluss gefasst, dass es ein Konzert werden sollte. Im Herbst 2008 war das Opus dann fertig gestellt und Hilary Hahn machte sich an die Arbeit. „Es war auf den ersten Blick klar, dass seine verschachtelten Rhythmen, ungewöhnlichen Passagen und aufwendigen Ensemblesätze eine Herausforderung sowohl für jedes Orchester als auch für mich sein würden, und das gefiel mir“. Die erste komplette Aufführung fand am Curtis Institute mit dem Curtis Orchester statt, im Mai 2009 nahm Hilary Hahn daraufhin das Violinkonzert zusammen mit Royal Liverpool Philharmonic Orchestra unter der Leitung von Vasily Petrenko auf und stellte ihm gleich den Klassiker von Peter Tchaikovsky gegenüber, als Kontrast, Ergänzung und ebenfalls in Erinnerung an die Jahre in Philadelphia.

Denn bereits als 13-jährige hatte die Studentin den Klassiker der Konzertsaalliteratur im Repertoire, um ihn dann allerdings lange Zeit im Schrank zu lassen. „Als ich letztendlich zu Tschaikowski zurückkehrte, war ich erstaunt, wie anders ich das Stück jetzt auffasste. In meinen Teenagerjahren war es ein eindrucksvoller Koloss von einem Konzert, aber nun schien es facettenreicher und voller feiner Nuancen, eher wie eine Figur der Literatur: impulsiv, dennoch bedacht, feurig, jedoch verletzlich, romantisch, trotzdem fast klassisch in seinen Gesten.“ Das mag daran liegen, dass die Künstlerin diesmal die Originalversion der Partitur, wie sie der Komponist ursprünglich geplant hatte, und nicht die populäre Bearbeitung Leopold Auers als Vorlage gewählt hatte. Es hängt aber auch damit zusammen, dass Hilary Hahn mehr als ein Jahrzehnt später über ein immens vielschichtiges Ausdrucksinventar und eine Erfahrung verfügt, die jedes große Werk unter ihrer Ägide zu einem Meisterstück werden lässt. Nicht zuletzt liegt es auch an der Kombination mit dem Opus von Jenniger Higdon. „Spielt man sie nacheinander“, kommentiert Hilary Hahn den Glanz der beiden Konzerte, „dann zeigen sie die ganze Palette der musikalischen Möglichkeiten auf, die der Violine zu Beginn des 21.Jahrhunderts offen stehen“.
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