Die Liebe zur Oper hatte Joseph Calleja eher durch Zufall entdeckt. Eine Kassette mit Aufnahmen von Luciano Pavarotti und ein Film über Enrico Caruso mit Mario Lanza weckten sein Interesse. Er begann zu singen, zunächst im Chor seiner Heimatstadt auf Malta. Die Familie unterstützte den Jungen und sorgte dafür, dass er Unterricht in Klavier und Gesang erhielt. Als er schließlich als Teenager im Chor des renommierten Teatro Manoel in Verdis „Rigoletto“ sang, war es geschehen. Calleja wusste, dass er Sänger werden wollte, doch der Weg aus der Abgeschiedenheit der Mittelmeerinsel an die großen Häuser der Opernwelt war weit. Er nahm Unterricht bei Paul Asciak, der das Talent seines Schützlings erkannte und es systematisch förderte. Der Lehrer weihte den Studenten in die Grundlagen der Stimmkunst ein, spielte ihm Aufnahmen berühmter Sänger vor und formte auf diese Weise ein künstlerisches Grundverständnis, auf das der junge Mann aufbauen konnte. Mit gerade mal 19 Jahren debütierte Calleja 1997 am Astra-Theater auf Maltas Nachbarinsel Gozo als Macduff in Verdis „Macbeth“. Er gewann regionale Ausscheidungen, wurde nach Wien und Mailand eingeladen, wo er sich prompt mit dem ersten Platz beim Caruso-Wettbewerb empfahl.
Daraufhin ging es schnell nach oben, im Jahr 1999 sang Calleja bereits in USA, Deutschland, bald darauf in Brüssel, Liège, Toronto, schließlich 2002 an der Welsh National Opera und am Covent Garden (als Herzog in „Rigoletto“), in Bregenz, Frankfurt, München und an der Wiener Staatsoper. Spätestens nach diesem Jahr war klar, dass der Malteser aus der aktuellen Opernlandschaft nicht mehr wegzudenken sein würde. Erste Aufnahmen erschienen, die Alben „Tenor Arias“ (2004) und „The Golden Voice“ (2005), der internationale Erfolg setzte ein. Und doch entschied sich Calleja zunächst für eine Pause im Studio. „Bei meinen ersten Soloaufnahmen war ich ausgesprochen jung“, erinnert er sich in der Rückschau. „Natürlich hatte ich meine Freude an dem Erfolg, aber ich hatte auch noch einen langen Weg vor mir. Inzwischen beherrsche ich meine stimmlichen Mittel besser und verfüge über die künstlerische Reife, die man nur mit der Zeit durch Bühnenerfahrung erreichen kann. Wenn man eine Rolle in- und auswendig kennt, kann man die richtigen Nuancen und Modulationen sehr viel leichter finden“.
Joseph Calleja ist seinen Weg gegangen. Er hat den Gabriele Adorno an der Seite von Plácido Domingo und den Alfredo an der Seite von Renée Fleming in London gesungen, Tebaldo in zwei konzertanten und live für die Deutsche Grammophon mitgeschnittenen Aufführungen von Bellinis „I Capuleti ed i Montecchi“ an der Seite von Anna Netrebko und Elīna Garanča, sang Faust in Berlin oder brillierte in „Les Contes d’Hoffmann“ in New York. Er ist einer der gefragtesten jungen Tenöre auf internationalen Bühnen und fasst nun mit „The Maltese Tenor“ seine bisherigen Erfahrungen und Träume auf seinem dritten Album zusammen. Das Repertoire reicht von Puccinis „La Bohème“, „Tosca“ und „Manon Lescaut“ über Glanzrollen aus Verdis „Simon Boccanera“ und „Luisa Miller“ bin hinein ins veristische und spätromantische Repertoire etwa in Boitos „Mefistofele“, Gounods „Faust“ oder Massenets „Manon“. Als Ensemble steht ihm das L’Orchestre de la Suisse Romande unter Marco Armiliato und der Chor des Genfer Grande Théâtre zur Seite, bei zwei Arien außerdem die Sopranistin Aleksandra Kurzak. Joseph Calleja selbst erweist sich als rundum souveräner Interpret und Darsteller der musikalischen Feinheiten, dessen Stimme während des vergangenen Jahrzehnts mit hellem Timbre und dezentem Vibrato zu einem markanten Instrument herangereift ist, das nicht umsonst weltweit Presse und Publikum begeistert. So war es Zeit für ein neues Album, das „The Maltese Tenor“ in aller künstlerischer Pracht präsentiert – und nicht zuletzt aufgrund seiner Vitalität und musikalischen Kraft begeistert.