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Mit Herz und Verstand – Nelson Freire spielt Brahms

Nelson Freire
© Gregory Favre
24.08.2017
Die Sonate in f-Moll von Johannes Brahms begleitet Nelson Freire schon ein halbes Jahrhundert. 1967 hat der brasilianische Pianist damit sein Aufnahme-Debüt beim Label CBS gegeben und in den vielen Jahren als Exklusivkünstler für Decca zahlreiche unvergessliche Einspielungen herausgebracht. Das aktuelle Album steuert der Sammlung ein weiteres Highlight bei und rückt die Beziehung von Nelson Freire und Johannes Brahms zehn Jahre nach einer Aufnahme der Klavierkonzerte mit Riccardo Chailly und dem Leipziger Gewandhausorchester noch einmal ganz bewusst in den Mittelpunkt.

Energie und Gefühl

Neben der opulenten Sonate Nr. 3 in f-Moll präsentiert der brasilianische Pianist auch viele kleinformatige Intermezzi, das Capriccio in d-Moll op. 116 Nr. 1, die Ballade op. 118 Nr. 3 in g-Moll und den verträumten Walzer in As-Dur op. 39 Nr. 15. Jedes der Werke hat Nelson Freire mit inniger Empfindung und großer kreativer Spielfreude gestaltet, so dass die Aufnahmen nicht nur ein großes Maß an technischer Brillanz und Präzision offenbaren, sondern auch die persönliche Begeisterung des Pianisten für die Musik von Johannes Brahms transportieren. Vor allem zu der f-Moll Sonate hat er ein besonderes Verhältnis: “Es ist ein bisschen, als würde man aus der Ferne auf einen hohen Berg sehen”, beschreibt er die Entwicklung seiner Beziehung zu dem Stück von damals bis heute. “Und beim Näherkommen bemerkt man plötzlich alle möglichen verschiedenen Bäume und Flüsse, die auch dazugehören.”

Brahms und die Tasten

Mit dem Programm, das Nelson Freire für sein Album zusammengestellt hat, dokumentiert der Pianist die kompositorische Entwicklung von Johannes Brahms aus dem Blickwinkel der Literatur für Solo-Klavier und zeichnet dadurch an den Tasten ein faszinierendes Porträt des romantischen Komponisten. 1853 schrieb der 20jährige Johannes Brahms vor der Drucklegung seiner Sonate Nr. 3 an den Verleger, er möge dem zweiten Satz Zeilen aus einem Gedicht von Sternau voranstellen, um das Verständnis für die Musik zu schärfen: “Der Abend dämmert, das Mondlicht scheint. Da sind zwei Herzen in Liebe vereint. Und halten sich selig umfangen.” In dem Bedürfnis Bildung und Gefühl in ihre künstlerischen Projekte einfließen zu lassen, sind Johannes Brahms und Nelson Freire sich nah. In seiner langen Karriere hat der Pianist immer wieder mit programmatisch fein abgestimmten Aufnahmen überzeugt und ist für seine künstlerische Haltung bekannt, die den Inhalt stets allen Effekten voran stellt. Mit zwei Klavierstücken aus op. 76 schlägt der brasilianische Pianist eine Brücke zwischen dem frühen Brahms und seinen späten Werken. Der zärtliche vorletzte Walzer op. 39 Nr. 15 des Komponisten rundet Nelson Freires Album ab.

Die Aufnahmen sind eine Hommage an Johannes Brahms und zugleich die rundherum stimmige pianistische Darbietung eines der besten Klaviervirtuosen unserer Zeit.
 
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