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Daniel Barenboim
Daniel Barenboim

"On my new piano" - Des Maestros neue Liebe

Daniel Barenboim
©Tilo Krause / DG
02.11.2016

Letztes Jahr hat sich Daniel Barenboim neu verliebt. Doch diesmal ist es keine Frau, sondern ein speziell für ihn gebauter Flügel, der es ihm angetan hat. Zu diesem Instrument gibt es eine Vorgeschichte, und die ereignete sich bereits 2011. In jenem Jahr spielte der Maestro im italienischen Siena auf einem restaurierten Flügel von Franz Liszt, der ihn ungeheuer faszinierte. Er klang ganz anders als das Gros der heutigen Konzertflügel, was hauptsächlich daran lag, dass die Instrumente der Liszt-Zeit im Unterschied zur heutigen Überkreuzmontage über parallel angebrachte Saiten verfügten. Seit dieser Erfahrung träumte Barenboim von einem Flügel, der die Stabilität und Stärke des modernen Flügels mit der “klanglichen Transparenz und den unterschiedlichen Farbregistern” eines 200 Jahre alten Liszt-Flügels vereinte.

Er wandte sich mit seiner Idee an die Firma Steinway & Sons, die verwies ihn jedoch an den belgischen Klavierbauer Chris Maene, der mit Unterstützung von Steinway und in enger Zusammenarbeit mit Barenboim den Flügel schließlich anfertigte. Nach 18 Monaten mit 4.000 Arbeitsstunden war das nach dem Maestro benannte Modell “Barenboim” fertig. “Ich bin ganz verliebt in ihn und ich möchte so viel Zeit wie möglich mit ihm verbringen”, bekennt der Starpianist. “Er erweitert mein klangliches Spektrum, er hat mehr Transparenz und Klarheit, dabei weniger Mischklang in sich selbst, was einem als Spieler erlaubt, die Klangmischung selbst zu gestalten. Es gibt eine andere Beziehung zwischen der Fingerspitze und der Taste. Diese klangliche Transparenz lässt einen die Verwendung der Pedale überdenken.”

Die ersten öffentlichen Auftritte auf dem neuen Instrument absolvierte Barenboim mit sämtlichen Klaviersonaten von Schubert in Wien, Paris und London. Nun wollte er jedoch auch ein Soloalbum mit dem Superflügel aufnehmen. “On my new piano” heißt es und rückt damit das neue Instrument in den Mittelpunkt. Passend zum neuen Flügel wählte Barenboim auch neues Repertoire aus. Chopins g-Moll-Ballade, Beethovens c-Moll-Variationen und Liszts “Mephistowalzer” spielte er nun erstmals auf CD ein, ergänzt durch zwei Scarlatti-Sonaten und eine nur selten zu hörende Liszt-Transkription des “Feierlichen Marsches zum heiligen Gral” aus WagnersParsifal”.

Dabei begeistern die cembalistische Klarheit, mit der Daniel Barenboim Scarlattis C-Dur-Sonate zum Klingen bringt, ebenso wie die samtweichen Farben, in die der Meisterpianist die beinahe schon romantisch anmutende d-Moll-Sonate kleidet. Eher nostalgisch und nachdenklich intoniert er die Beethoven-Variationen, während er mit der düster-fahlen Deutung des “Parsifal”-Marsches in die karge Klangwelt von Liszts Spätwerk eintaucht.  Und seine Fähigkeit, die Begleitakkorde in Chopins g-Moll-Ballade abzutönen, zeigt, dass er noch immer zu den größten Klangzauberern unter den Pianisten unserer Zeit gehört.

In einem Gespräch mit Mark Brown vom britischen “Guardian”  erklärte Barenboim, wie wichtig für ihn als Interpret das Instrument ist: "Ich kann nur musikalisch inspiriert werden, wenn ich durch das Instrument Inspiration erfahre. Er möchte mit dem Flügel am liebsten “überall hingehen” und darauf “alles spielen”."

On My New Piano
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