Rollen wie die Ariadne sind für Renée Fleming wie geschaffen. Denn die amerikanische Sopranistin hat ihren Spaß am Spiel mit den Ebenen und genau das machten Richard Strauss und Hugo von Hofmannsthal zu ihrem Thema. Wenn dann auch noch ein Strauss-Kenner wie Christian Thielemann am Pult steht, kann eigentlich nichts mehr schief gehen.
Die Crux mit der Oper
Einerseits waren die Erwartungen hoch. Schließlich hatten Richard Strauss und Hugo von Hofmannsthal eben erst mit der „Elektra“ die Formensprache der modernen Oper sowohl in Hinblick auf den Handlungsfluss wie auf die opulente Orchestrierung verändert und im Anschluss daran mit „Der Rosenkavalier“ einen richtigen Bühnenhit geschaffen. Auf der anderen Seite interessierte sich das Publikum am Vorabend des Ersten Weltkriegs für alles Mögliche, nur nicht mehr wirklich für die bürgerliche Kunst des Singspiels. So entstand, in konzeptueller Absprache mit dem Theaterpionier Max Reinhard, ein Experiment, das mit der Oper in der Oper spielt und via Rahmenhandlung mit kommentierenden Elementen versetzt. Die Handlung des „Ariadne auf Naxos“ selbst spielt in mythischer Vorzeit, wird aber mit Momenten der Commedia dell‘arte versetzt und einem Vorspiel im aristokratischen Wien verknüpft. Viel Freiraum also, um auch noch aus heutiger Sicht interessant zu sein.
Ein harmonierendes Team
Das zeitgenössische Publikum allerdings war nicht begeistert. Die Uraufführung, die aus organisatorischen Gründen unter keinem guten Stern stand, fand am 25. Oktober 1912 in Stuttgart statt, das Stück fiel eher durch, wurde aber vier Jahre später in überarbeiteter Fassung mit Vorspiel an der Hofoper in Wien wieder aufgenommen, wo man den Stoff nun verstand. Seitdem ist er eine beliebte Herausforderung für Regisseure, auch für Philippe Arlaud, der Oper gerne aus der Perspektive des Regietheaters sieht. Dafür braucht er vielseitige Darsteller, die nicht nur brillant singen, sondern auch überzeugend in die Rollen schlüpfen können. Mit der amerikanischen Sopranistin Renée Fleming hat er in dieser Hinsicht quasi eine Idealbesetzung für die Titelrolle (und die Rollen der Primadonna während des Vorspiels), die völlig in ihren Partien aufgeht und darüber hinaus die Strauss‘schen Anforderungen an eine moderne Opernstimme umfassend erfüllt.
Dazu gesellt sich natürlich ein ebenso ausgezeichnetes Team der übrigen Darsteller, angefangen bei René Kollo, der hier als Haushofmeister ein einer Sprechrolle zu erleben ist, über die pfiffige Jane Archibald als Zerbinetta bis hin zum burlesken Robert Dean Smith als Bacchus und Kenneth Roberson als Scaramuccio. Für die entsprechend schwungvolle und zugleich reflektierte Interpretation der Musik sorgt Stardirigent Christian Thielemann mit der Sächsischen Staatskapelle Dresden und für die Umsetzung in Filmform die erfahrene Mannschaft der Unitel, die die „Ariadne auf Naxos“ in Kooperation mit dem ZDF/3sat, dem Festspielhaus Baden-Baden und Classica in zeitgemäß perfekter HD-Qualität aufgenommen hat. So konnte eine DVD und vor allem eine BluRay entstehen, die diese clevere, hintersinnige Oper in ebenso raffinierter und technische perfekter Form für das Opernhaus im Wohnzimmer präsentiert.