Sheku und Isata Kanneh-Mason sind, jeder für sich und auch im Zusammenspiel mit ihren vier weiteren talentierten Geschwistern, äußerst erfolgreich und begeistern seit einigen Jahren die Musikwelt immer wieder mit spannenden Projekten, die sich durch die authentischen künstlerischen Handschriften der beiden jungen Musiker auszeichnen. So auch das erste Duo-Album “Muse”, das Sheku und Isata Kanneh-Mason in der Zeit des Stillstand während der globalen Pandemie gemeinsam aufgenommen haben. In ihren Interpretationen der Sonaten für Cello und Klavier und weiteren kammermusikalischen Werken von Samuel Barber und Sergej Rachmaninow bringen die beiden Instrumentalisten viele schillernde Klangfarben zum Ausdruck, durch die die Musik ihre komplexe harmonische Schönheit entfalten kann.
Samuel Barbers Cellosonate in c-Moll op. 6 aus dem Jahr 1936 gehört zu seinen ganz frühen Werken und spiegelt die Vorliebe des jungen amerikanischen Komponisten für romantische und italienische Musik wider, die sein italienischer Lehrer Rosario Scalero ihm am Curtis Institute in Philadelphia vermittelt hat. Der erste Satz ist ein expressives “Allegro ma non troppo” in traditioneller Sonatenform, im zweiten Satz hat Barber ein “Adagio” mit einem “Scherzo” verbunden und das abschließende “Allegro appassionato” erfüllt alle Kriterien für ein leidenschaftliches Finale. Die Cellosonate präsentiert mit langen, lyrischen Linien, wie unbeeindruckt Barber von den harmonischen Experimenten der Moderne war und mit welcher Begeisterung er den romantischen Schönklang zelebriert hat. Sheku Kanneh-Mason stellt sich auf dem Album als perfekter Interpret dieser vollmundigen Musik unter Beweis und gestaltet jede Note der Sonate mit großer Brillanz und einem beseelten Ton voller Intensität. Seine Schwester Isata spinnt währenddessen an den Tasten mit viel Sinn für dynamische Nuancen den harmonischen Rahmen.
Sergej Rachmaninows Sonate für Cello und Klavier ist ein weiteres Beispiel für diese klanglich so reizvolle wie intime kammermusikalische Besetzung, die die Schönheit des Repertoires in vielen Facetten zur Geltung bringt. In dem Werk werden die Geschwister am Cello und am Klavier noch dazu gleichermaßen gefordert, denn musikalisch ist die Rollenverteilung ausgeglichen und so kann jeder seine Virtuosität voll entfalten. Die klangliche Ausdruckskraft der russischen Seele, die Sheku Kanneh-Mason mit seinem sonoren Cello Timbre zum Leuchten bringt, geht sofort unter die Haut.
Während die beiden Sonaten bereits vor der Corona-Zeit fest zum Repertoire der jungen Künstler gehörten, haben Sheku und Isata Kanneh-Mason den Stillstand des Konzertlebens zum Anlass genommen, sich gemeinsam intensiv mit instrumentalen Bearbeitungen von Liedern aus der Feder von Samuel Barber und Sergej Rachmaninow auseinander zu setzen, so dass man beim Hören die Annäherung der Künstler an die kompositorischen Handschriften erleben kann und zugleich selbst einen tieferen Zugang zur Musik des amerikanischen und des russischen Komponisten bekommt.