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Alfred Brendel
Alfred Brendel

Pianistisches Jahrhundertgenie – Brendels Konzertaufnahmen

Alfred Brendel
© Decca / Christina Burton
27.05.2015

Bei ihm ist alles leicht. Egal was er spielt: Alfred Brendel schwebt. Es gibt nichts, was er nicht mit einem Augenzwinkern täte. Selbst der tragischen, schweren Kunst von Beethoven, Brahms oder Liszt gewinnt er noch Momente der Leichtigkeit ab.

Verschmitztes Lächeln

Dabei verharmlost er den abgründigen Tiefsinn romantischer Musik nicht. Er kann solche Musik mit enormer Kraft ausfüllen. Wenn er Beethoven spielt, dann vibriert der Flügel. Seine pianistische Sicherheit und die eleganten Bewegungen seiner Finger gestatten ihm vorzüglich aufs Ganze zu gehen. Aber sein verschmitztes Lächeln verlässt ihn nie und so behält bei Brendel noch die tragischste Musik einen Funken Hoffnung. Er verschönert sie zu einer warmen, melancholischen Kunst.

Das Genre des Klavierkonzerts öffnet ihm dabei ein breites Feld. Zum einen kann er hier seine poetische Reife und solistische Virtuosität ausreizen. Zum anderen fördert der Witz und Charme seines pianistischen Stils den spielerischen Dialog mit dem Orchester. In die Interpretation von Klavierkonzerten bringt Brendel die ganze Fülle seiner künstlerischen Fähigkeiten ein. Davon zeugen seine großartigen Aufnahmen, die jetzt in einer umfassenden Edition vorliegen.

Klassik, Romantik, Moderne

Die Sammlung “Alfred Brendel: Concerto Recordings” umfasst 18 Alben. Das Spektrum reicht von Wiener Klassik (Mozart) über romantische Meister des 19. Jahrhunderts (Beethoven, von Weber, Schumann, Liszt und Brahms) bis hin zur frühen Moderne (Arnold Schönberg). Der weitaus größte Teil der Edition ist Mozart gewidmet (CDs 1–10). Alfred Brendel hat mit erlauchten Dirigenten wie Neville Marriner, Charles Mackerras und Hans Zender die Klavierkonzerte 5–27 des wegweisenden Komponisten aufgenommen, und er zeigt sich mit seiner unbändigen Spielfreude stets auf der Höhe von Mozarts lebhafter Kunst.

Mit sämtlichen Klavierkonzerten von Beethoven (Wiener Philharmoniker/Simon Rattle) und Brahms (BRSO/Colin Davis und Berliner Philharmoniker/Abbado) liegen vollständige Zyklen vor, die Referenzcharakter haben. Selbiges gilt für die Einspielungen der Klavierkonzerte Nr. 1 und Nr. 2 von Franz Liszt mit dem London Philharmonic Orchestra unter Bernard Haitink. Wild und leidenschaftlich spielt Brendel das berühmte Klavierkonzert in a-Moll von Robert Schumann, das er mit dem Philharmonia Orchestra unter dem Dirigat von Kurt Sanderling aufgenommen hat.

Tiefe Weisheiten

Das Konzertstück in f-Moll von Carl Maria von Weber ist eine klangliche Kostbarkeit der frühen romantischen Kunst, und die Aufnahme von Schönbergs Klavierkonzert op. 42 hat insofern Seltenheitswert, als Brendel vergleichsweise wenig Musik des 20. Jahrhunderts aufnahm. Er war ganz und gar ein Mann der klassischen und romantischen Epoche.   

Das i-Tüpfelchen der Ausgabe ist ein imponierender Booklet-Text des Pianisten, der in persönlich gehaltener Form über seinen pianistischen Werdegang informiert, seine Aufnahmen Revue passieren lässt und Fragmente seiner Musikauffassung zum Ausdruck bringt. Wer den Pianisten bislang nur als Musiker kannte, der kommt hier in den Genuss eines begnadeten Schriftstellers, der tiefe Weisheiten über die Musik und das Leben mitzuteilen hat.    

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