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Glanzvoll – Max Cencic in Händels Meisteroper “Ottone”

Max Emanuel Cencic
© Sébastian Veraguas / Decca
06.06.2017
Neuerscheinungen von Max Cencic sind ein Ereignis. Der kroatische Countertenor tritt mit keiner Aufnahme an die Öffentlichkeit, die nicht den allerhöchsten Ansprüchen genügt.

Vollblütiger Künstler: Max Emanuel Cencic

Dabei versteht Max Cencic unter hoher Gesangskunst nicht allein eine ausgereifte Technik. Virtuosität ist zweifellos nötig in seinem Fach, und Cencic hat für die Beherrschung seiner Stimme hart gearbeitet. Worauf es jedoch ankommt, ist das Gefühl, das emotionale Verständnis einer Rolle, die nach Verkörperung, nach Belebung verlangt. Ohne Empathie, ohne tiefes Mitgefühl nützt auch die raffinierteste Technik nichts. Der Gesang droht dann steril zu werden.
Max Cencic weiß um diese Gefahr, und er hat sich ein hohes Maß an Freiheit bewahrt. Man muss nicht alles mitmachen. Man darf wählen, und deswegen nimmt Max Cencic nur Rollen an, die er zu hundert Prozent, mit der geballten Macht seiner Gesangs- und Schauspielkunst auszufüllen vermag. Diese Kompromisslosigkeit beeindruckt sein Publikum, und sie bewährt sich auch in seinem neuesten Projekt: der Gesamteinspielung von Händels Meisteroper “Ottone – Re di Germania”. 

Bewegender Stoff: Macht und Erotik

Händels ernste Oper war schon zu Lebzeiten des Komponisten ein Renner, und sie hat das Zeug dazu, dies auch in unseren Tagen zu werden. Die Spannung zwischen Macht und Erotik ist ein bleibender Stoff, dem Max Emanuel Cencic in der Gestalt des deutschen Königs neues Leben einhaucht. Das Libretto bietet gute Voraussetzungen dafür. Nicola Francesco Haym hat mit Ottone eine Figur geschaffen, die dem begnadeten Countertenor und Mezzosopranisten alle Türen öffnet, um seine reichhaltigen Gaben zur Geltung zu bringen.
Ottone hat schwere Hindernisse zu überwinden, um zu Teofane, seiner ihm versprochenen Frau, zu gelangen. Teofane ist auf dem Weg nach Rom, wo sie Ottone, den Sohn des Kaisers, heiraten soll. Doch Adelberto, der durch List den Thron besteigen will, fängt sie ab und gibt sich als Ottone aus. Unterdessen hat Ottone auf dem Weg nach Rom schwere Kämpfe zu bestehen. Er siegt, kehrt in Rom ein und ist mit Adelberto konfrontiert, den er entwaffnet und in den Kerker steckt. Der Weg zu Teofane scheint geebnet, aber es häufen sich weitere Hindernisse an.       

Hinreißende Arien: Händels Meisterschaft

Max Cencic fühlt sich glänzend in die Rolle des Ottone ein und verleiht ihr eine bezwingende gesangliche Gestalt. Überwältigend, mit welcher Inbrunst er “Tanti affanni” singt, jene berühmte Arie, die Ottos zartes Verlangen nach Teofane und seine Verzweiflung nach Adelbertos Flucht so bewegend zum Ausdruck bringt. Händel hat seine 1723 in London uraufgeführte Oper mit zahlreichen berührenden Arien gespickt, und das macht Cencics neues Album zu einem durchgängigen Hochgenuss.
Dazu tragen auch die ausgezeichnete Besetzung der übrigen Rollen und der warme Klang des erlesenen Barockensembles “Il pomo d’oro” unter der Leitung von George Petrou bei. Die amerikanische Meistersopranistin Lauren Snouffer singt eine ergreifende Teofane, und der katalanische Countertenor Xavier Sabata schmiegt sich geschickt der Rolle des Adelberto an. Das Album umfasst 3 CDs. Beigefügt findet sich ein unterhaltsames Booklet mit Fotografien der Künstler, dem Libretto der Oper und einem Essay des Barockspezialisten David Vickers.   
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