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Die Schönheit des Unbekannten – Ola Gjeilo

Ola Gjeilo
Ⓒ Decca / Anna-Julia Granberg
31.03.2016
Wer auf der Suche nach spannender neuer Chorliteratur ist, wird bald auf die Musik Ola Gjeilos stoßen. Seit geraumer Zeit gehört der 1978 geborene Norweger zu den am Häufigsten aufgeführten und gespielten Komponisten der weltweiten Vokalmusikszene und kann mit seiner emotionalen Klangsprache ebenso das Fachpublikum in aller Welt begeistern wie auch Hörer, denen der Zugang zu zeitgenössischer Musik zuvor verwehrt geblieben war. Ola Gjeilos Musik scheint ganz abseits von Genregrenzen und Schubladendenken zu existieren und ist gekennzeichnet von sphärischer Schönheit, verspielten Melodien und mystischen Klangfarben, die die Kraft haben, tief in die Gefühlswelt ihrer Zuhörer einzudringen und dort Traumbilder hervorzurufen, wodurch die meisten seiner Werke immer ein wenig nach Filmmusik klingen.

Weltklasse-Ensembles

Für sein Debüt bei Decca hat sich Ola Gjeilo mit Tenebrae und Voces8 zwei Vokalensembles an die Seite gestellt, die sich darauf verstehen, genau dieses Gefühl noch zu verstärken. “Die Zusammenarbeit mit zwei Chören der absoluten Weltklasse, Tenebrae unter Nigel Short und Voces8, war eine unglaubliche Bereicherung und erfüllte mich mit Demut,” schwärmt der Komponist. “Ihr musikalisches Können hat mich tief berührt. Ich verinnerlichte jeden eleganten Phrasenabschluss, jeden perfekt zusammengeführten Akkord, jede erlesene Intonation, die ich in dieser Form nie zuvor gehört hatte.” Und auch die Namen der Instrumentalisten können sich sehen und hören lassen, denn hier wird Gjeilo vom Chamber Orchestra of London unter der Leitung von Thomas Gould sowie von Matthew Sharp am Cello und Kristian Kvallvaag an der Gitarre flankiert. Das Klavier spielt der Komponist höchstselbst.

Olas Lieblingsbeschäftigung

Während “Sanctus: London” und “Northern Lights” a cappella gesungen werden, genießt es Ola Gjeilo, die Vokalisten bei Stücken wie “Ubi Caritas” am Piano zu begleiten und umspielen zu können: “Ich improvisiere schon seit Jahren auf dem Klavier über meine eigenen A-cappella-Stücke, und jedes Mal sind die Improvisationen verschieden und kommen ganz aus dem Bauch heraus,” erklärt der Norweger und gesteht: “Das mache ich als Interpret am liebsten.” Der Großteil des Projekts “Ola Gjeilo” ist größer besetzt, wodurch den Werken vor allem dank der Streicherarrangements noch mehr Weite und Intensität verliehen wird. 

Starke Bilder

Es ist sicher kein Zufall, dass den Stücken mit dem stärksten bildreichen Charakter auch Bilder und Eindrücke des Komponisten zugrunde liegen. Zu “Northern Lights” erinnert sich Gjeilo, wie er an Weihnachten am Rande von Oslo an einem Dachfenster mit Blick auf einen winterlichen See unter dem Sternenhimmel saß und komponierte und sinnierte, wie treffend doch das Nordlicht furchteinflößende Schönheit ausdrücke: “Es muss in seiner machtvollen, energiegeladenen Erscheinung zu Zeiten, als derartige Phänomene mit gehörigem Aberglauben verknüpft waren, viele Menschen zugleich in seinen Bann gezogen und verängstigt haben.”
Und ähnlich wie Nordlichter zieht auch die Musik Gjeilos seine Zuhörer in ihren Bann, verzaubert sie und lädt sie in eine Welt aus Licht und Magie ein, in der man Bekanntes genießen, Unbekanntes entdecken und sich herrlich verlieren kann.

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